Die Coronapandemie bestimmt gerade unseren gesamten Alltag. Nichts ist mehr, wie es noch vor einigen Wochen war. Auch unser Sexleben wird maßgeblich durch die Pandemie und die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus bestimmt. Und jede_r findet gerade seinen Weg, um mit den Infektionsrisiken umzugehen.
Manche Menschen verzichten im Moment gänzlich auf den Sex mit anderen, einigen ist sowieso gerade die Lust am Sex vergangen und wiederum andere schränken ihr Sexualleben auf wenige ausgewählte Sexpartner_innen ein.
Auch uns erreichen in diesem Zusammenhang zunehmend Fragen: Kann ich jetzt noch Sex haben? Bei welchen Sexpraktiken besteht überhaupt ein Risiko? Wie kann ich mich bestmöglich schützen?
Die grundlegendsten wollen wir euch hier beantworten, so dass ihr auch trotz Corona angstfreien und befriedigenden Sex haben könnt.
Grundsätzlich gilt: COVID-19 ist keine sexuell übertragbare Infektion im engeren Sinne. Das Coronavirus SARS-CoV-2 wird also nicht über Sperma, Vaginalflüssigkeit oder durch den Kontakt zu Genitalschleimhäuten übertragen. Leider bedeutet das keineswegs, dass eine Infektion beim Sex nicht möglich ist. Im Gegenteil, da COVID-19 in der Regel durch Tröpfcheninfektion beim Anhauchen, Anhusten oder Anniesen übertragen wird, ist eine Ansteckung mit dem Coronavirus immer dann möglich, wenn Menschen engen körperlichen Kontakt zueinander haben. Daher besteht auch beim Sex mit anderen Personen durch die direkte körperliche Nähe ein Ansteckungsrisiko. Und zwar unabhängig von der Sexualpraktik.
Das heißt jedoch nicht, dass ihr gänzlich auf Sex verzichten müsst! Sexualität ist für die allermeisten Menschen ein wesentlicher Faktor des körperlichen Wohlergehens und der psychischen Gesundheit. Folgende Safer Sex-Regeln helfen euch, das Risiko einer Infektion mit COVID-19 beim Sex zu reduzieren. Wie immer gilt also auch vor dem Hintergrund von Corona: Informiert euch, wägt die Risiken ab und trefft eine Entscheidung, die sich für euch und eure Sexpartner_innen gut anfühlt.
1. Anzahl der Sexpartner_innen
Das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus wird umso größer, je mehr Menschen direkt oder indirekt involviert sind.
- Euer sicherster Sexualkontakt seid ihr selbst. Dadurch wird Corona nicht weitergegeben. Achtet jedoch darauf, eure Hände und eure Sextoys vorher gründlich zu waschen.
- Wenn ihr mit nur einer einzigen Person Sex habt, die selbst auch keine weiteren Sexpartner_innen hat, besteht nur dann ein Risiko, wenn diese mit Corona infiziert ist.
- Euer Risiko steigt, wenn die Person(en), mit denen ihr Sex habt, wiederum weitere Sexpartner_innen haben.
- Wechselnde Sexpartner_innen erhöhen das Risiko.
- Das Risiko steigt, umso mehr Personen gelichzeitig zum Sex zusammenkommen.
- Das Risiko kann also gesenkt werden, indem man die Anzahl der Menschen reduziert, mit denen man gleichzeitig oder nacheinander Sex hat.
2. Was gibt es beim Sex zu beachten?
Umso näher ihr euren Sexualpartnern körperlich kommt, desto höher ist das Risiko einer Ansteckung.
- COVID-19 ist durch die körperliche Nähe bereits beim Kuscheln übertragbar.
- Küssen ist die Sexualpraktik mit dem höchsten Risiko, da hierbei die größte Körperliche Nähe hergestellt wird und eine Infektion über Speichel stattfinden kann.
- Oralverkehr (Blasen, Lecken, Rimming) selbst ist zunächst nicht riskant. Jedoch kann hierbei auch durch den geringen körperlichen Abstand durch Anhauchen, Anhusten oder Anniesen eine Infektion stattfinden. Zudem ist eine Übertragung über Schmierinfektion denkbar, wenn die infizierte Person mit ihren Händen Viren in den Genital- oder Analbereich bringt.
- Daher reduzieren Kondome und Lecktücher also das Risiko, vor allem beim Oralverkehr.
- Auch vor und nach dem Sex mit anderen Personen solltet ihr eure Hände und die Sextoys gründlich waschen.
- Fragt eure Sexpartner_innen, ob sie gerade Symptome wie trockenen Husten, Fieber oder Kurzatmigkeit haben. Sollte dies der Fall sein, könnte es besser sein, vorerst auf den Sex zu verzichten.
- Seid kreativ! Sex ist auch möglich, ohne sich körperlich näher zu kommen. Auch Telefonsex, Sexting, Camsex* oder das gegenseitige Beobachten beim Masturbieren kann aufregend sein!
*bedenkt, dass ihr im Internet unterwegs seid. Anonymer Camsex birgt gewisse Risiken. Informiert euch und lasst euch zu nichts überreden, was ihr selbst nicht wollt.
3. Auf Sex verzichten
Auch beim Einhalten all der genannten Safer Sex-Tipps kann es Situationen geben, in denen es besser sein könnte, zunächst auf den Sex/Körperkontakt zu verzichten.
- Wenn Sexpartner_innen an COVID-19 erkrankt sind, sollte auf Sex und Küssen verzichtet werden, wenn man sich nicht selbst anstecken möchte.
- Wenn sich eure Sexpartner_innen gesundheitlich nicht wohl fühlen oder gar Symptome wie trockenen Husten, Fieber oder Kurzatmigkeit zeigen, solltet ihr den Sex vorerst verschieben, wenn ihr kein Risiko eingehen wollt.
- Solltet ihr selbst Vorerkrankungen wie Herzprobleme, Diabetes, Lungenerkrankungen, Krebs oder ein geschwächtes Immunsystem (bspw. eine unbehandelte HIV-Infektion) haben, die das Risiko von Komplikationen während einer Coronainfektion erhöhen, ist besondere Vorsicht geboten, was (sexuelle) Kontakte mit anderen Menschen angeht.
- Nach aktuellen Erkenntnissen, ist davon auszugehen, dass zwei Wochen nach dem Ende von Symptomen Körperkontakt und Sex wieder risikofrei möglich sind.
4. Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI)
Auch in Zeiten von Corona machen HIV und STI keine Pause. Informiert euch und achtet auf Safer Sex-Strategien, wenn ihr eure Übertragungsrisiken senken wollt.
- Kondome, PrEP und Schutz durch Therapie schützen zuverlässig vor einer Infektion mit HIV.
- Kondome senken das Risiko einer Infektion mit sexuell übertragbaren Infektionen wie bspw. Tripper, Chlamydien oder Syphilis.
- Wenn es juckt, brennt oder komisch aussieht im Schritt, ab zum Arzt!
- Bei Fragen, Problemen oder Sorgen bezüglich der sexuellen Gesundheit, sind wir nach wie vor in den Beratungszeiten telefonisch oder online erreichbar!
5. Kontaktbeschränkungen und Ausgehsperren
Bedenkt bei all euren sexuellen Abenteuern, dass bundesweit gerade Kontaktbeschränkungen beschlossen wurden. Was für euer Bundesland aktuell gilt, erfahrt ihr auf den Webseiten der Länder.