Am 1. Dezember eines jeden Jahres wird international der Welt-AIDS-Tag begangen, um Solidarität mit HIV-positiven Menschen zu zeigen und denen zu gedenken, die seit Beginn der AIDS-krise in den 1980er Jahren an den Folgen einer AIDS-Erkrankung starben. Seit 1988 – damit also bereits seit 30 Jahren – steht der Welt-AIDS-Tag für ein gesellschaftliches Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung.
Denn trotz erstaunlicher medizinischer Fortschritte in der Behandlung von HIV-Infektionen, gehören HIV und AIDS noch keineswegs der Vergangenheit an. So sind weltweit fast 38 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Gerade einmal die Hälfte der weltweit Betroffenen hat jedoch uneingeschränkten Zugang zu den lebensnotwendigen Medikamenten, die eine AIDS-Erkrankung verhindern. Seit Beginn der Epidemie sind nahezu 35 Millionen Menschen an den Folgen von AIDS gestorben. Mit über 50% der HIV-Übertragungen findet die große Mehrheit der Infektionen auf dem ost- und südafrikanischen Kontinent statt, doch auch in Ost-Europa und Zentralasien sind die Neuinfektionszahlen in den letzten Jahren wieder gravierend in die Höhe geschnellt. Allein im letzten Jahr haben sich dort 150.000 Menschen mit HIV angesteckt. Verantwortung hierfür tragen Regierungen, die ihre Augen vor der HIV-Epidemie verschließen und repressive Drogen- und Sexualpolitiken betreiben, statt lebensweltorientierte und partizipative Präventionsmaßnahmen zu ergreifen.
In Deutschland, dem Land mit einer der stabilsten und niedrigsten Neuinfektionsraten in Europa, leben heute laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) rund 90.000 Menschen mit HIV. Durch die mittlerweile hochwirksamen antiretroviralen Medikamente ist hierzulande ein gesundheitlich weitgehend problemloses Leben mit HIV möglich. Durch die Therapie haben HIV-positive Menschen heute eine normale Lebenserwartung. Die Medikamente verringern die Viruslast im Körper sogar so weit, dass HIV selbst beim kondomlosen Sex nicht weitergegeben werden kann. Trotz der simplen HIV-Diagnostik wissen jedoch rund 12% der HIV-Positiven hierzulande nichts von ihrer Infektion. Da HIV vor allem unwissentlich beim Geschlechtsverkehr übertragen wird, stellt diese Dunkelziffer ein erhebliches Problem dar, wenn es um die Verbreitung von HIV geht. Hinzu kommt, dass die nicht diagnostizierte Infektion die Gefahr einer AIDS-Erkrankung und damit schwerwiegender gesundheitlicher Folgeschäden mit sich bringt. Obwohl in Deutschland heute alle Mittel zu Verfügung stehen, damit niemand mehr an AIDS erkranken muss, kommt es daher immer noch zu 1.000 vermeidbaren AIDS-Diagnosen jährlich.
Hierzulande finden sich das Bundesministerium für Gesundheit, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die Deutsche AIDS-Hilfe und die Deutsche AIDS-Stiftung alljährlich zusammen, um mit einer gemeinsamen Kampagne zum Welt-AIDS-Tag Aufmerksamkeit für die Thematik zu schaffen. In diesem Jahr steht diese unter dem Motto: „Streich die Vorurteile!“. Aufmerksam gemacht werden soll damit auf die noch immer bestehende Diskriminierung und Stigmatisierung, die HIV-Positive auch heute noch in allen Lebensbereichen erleben müssen. Diese Ausgrenzung erschwert nicht nur den Menschen mit HIV ihren Lebensalltag, sondern behindert die HIV-Prävention. Die Kampagne setzt daher auf Aufklärung und möchte aktuelle Bilder vom Leben mit HIV vermitteln, um Un- und Halbwissen sowie Berührungsängste abzubauen. Ihr zentrales Anliegen ist deutlich: Es gilt, endlich die hartnäckigen Vorurteile über HIV/AIDS und Menschen mit HIV/AIDS loszuwerden und solidarisch füreinander einzustehen.
Infos: welt-aids-tag.de