Welche HIV-Therapie ist die richtige?

Damit die Therapie von Anfang an gut funktioniert, werden verschiedene Gesichtspunkte berücksichtigt, zum Beispiel:

  • Liegen HIV-Stämme vor, die gegen eines oder mehrere HIV-Medikamente unempfindlich (resistent) sind? In Deutschland ist das derzeit bei etwa zehn Prozent der neu diagnostizierten HIV-Infektionen der Fall.
  • Welche Einnahmeregelungen lassen sich am besten mit dem Tagesablauf vereinbaren? Manche Medikamente müssen mit Nahrung eingenommen werden, andere auf nüchternen Magen, manche einmal, andere zweimal am Tag.
  • Wie können Nebenwirkungen wie Durchfall oder Schwindelgefühl Beruf, Privatleben und Sexualität beeinflussen?
  • Bestehen andere Erkrankungen? Manche HIV-Medikamente „vertragen“ sich nicht mit anderen Mitteln.

Wie weit ist die HIV-Infektion fortgeschritten? Bestimmte Kombinationen wirken bei stark geschädigtem Immunsystem oder hoher Viruslast nicht so gut wie andere.

Wie die einzelnen Medikamente wirken, kann man hier nachlesen.

Therapiebeginn

Die Leitlinien empfehlen heute, möglichst bald nach der Diagnose mit einer HIV-Therapie zu beginnen. Solange die Zahl der Helferzellen über 500 pro Mikroliter Blut liegt (siehe auch Laborwerte), kann es im Einzelfall aber auch gute Gründe geben, mit dem Therapiestart noch zu warten.

Es ist wichtig, rechtzeitig mit der Therapie zu beginnen, um den größten möglichen Nutzen zu haben. In jedem Fall bleibt aber genügend Zeit, sich ausführlich ärztlich beraten zu lassen. Adressen von Ärzt_innen, die sich auf HIV spezialisiert haben, bekommt man bei den örtlichen Aidshilfen oder www.dagnae.de.

Therapiepausen

Manche HIV-Positive möchten für gewisse Zeit ihre Medikamente absetzen, zum Beispiel wenn sie verreisen.

Das ist verständlich, kann aber den Erfolg der Therapie gefährden: Wenn man seine Medikamente nicht konsequent einnimmt, breitet sich HIV sofort wieder im Körper aus und schädigt die Gesundheit.

Wenn man trotzdem eine Therapiepause braucht, sollte dies immer mit den behandelnden Ärzt_innen abgestimmt werden.

HIV-Schwerpunktarzt

Die medizinische Behandlung einer HIV-Infektion ist kompliziert. Der Arzt oder die Ärztin muss über die Zusammenhänge zwischen HIV und anderen Vorgängen im Körper Bescheid wissen, Blutwerte richtig deuten, die passenden Medikamente aussuchen und neue Forschungsergebnisse kennen. Das alles gelingt nur HIV-Spezialist_innen. Man nennt sie auch Schwerpunktärzt_innen.

Wer ein positives Testergebnis erhält, sollte sich so bald wie möglich eine Schwerpunktpraxis oder eine HIV-Ambulanz in einem Krankenhaus suchen. Es lohnt sich, auch einen längeren Anfahrtsweg in Kauf zu nehmen. Denn Menschen mit HIVbleiben nachweislich länger gesund, wenn sie sich von Spezialist_innen behandeln lassen.

In der Regel ist nur etwa viermal im Jahr eine Untersuchung in der Schwerpunktpraxis notwendig.

Bei der Suche nach einer Schwerpunktpraxis ist die nächstgelegene Aidshilfe gerne behilflich.

Therapietreue/Compliance

Die Medikamente gegen HIV wirken nur dann richtig, wenn man sie regelmäßig in der verordneten Dosis und zu den vorgeschriebenen Zeiten einnimmt. Bei manchen Medikamenten sind auch Ernährungsvorschriften zu beachten.

Hält man sich nicht an die Einnahmevorschriften, gelangt möglicherweise zu wenig von den Wirkstoffen des Medikaments in den Körper. HIV vermehrt sich dann wieder und kann resistent werden – unter Umständen auch gegen andere HIV-Medikamente, die man noch gar nicht eingenommen hat (siehe auch Resistenzen). Eine zu hohe Wirkstoffmenge dagegen kann Nebenwirkungen verstärken.

Um keine Dosis auszulassen, können Pillenboxen mit verschiedenen Fächern helfen. So sieht man auf einen Blick, ob man z. B. die Morgen- oder Abenddosis schon genommen hat.