Damit eine PrEP funktioniert, muss sie korrekt eingenommen werden. In Deutschland wird die PrEP zur täglichen Einnahme empfohlen. Dabei nimmt man über einen längeren Zeitraum eine Tablette täglich, um sich vor HIV zu schützen. Für Männer, die Sex mit Männern haben, gibt es auch die anlassbezogene PrEP, bei der rund um den Sex Tabletten einnimmt. Beide Varianten schützen bei richtiger Einnahme zuverlässig vor HIV.
Wie nimmt man die PrEP ein?
Das PrEP-Medikament reichert sich unterschiedlich schnell und gut in verschiedenen Schleimhäuten im Körper an (zum Beispiel Vaginal-, Penis- und Darmschleimhaut) und wird unterschiedlich schnell dort abgebaut. Bei den beiden Varianten tägliche und anlassbezogene PrEP müssen daher die beim Sex beteiligten Schleimhäute und Gewebe berücksichtigt werden.
Hinweis: Der Oralverkehr wird hier nicht angesprochen, weil das HIV-Risiko beim Oralverkehr verschwindend gering ist - deshalb wird nach Oralverkehr mit einer mutmaßlich HIV-infizierten Person auch keine Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) angeboten.
Tägliche PrEP
Bei einer dauerhaften PrEP nimmt man täglich eine Tablette ein. Diese PrEP-Form wird in den Deutsch-Österreichischen Leitlinien empfohlen.
Damit genügend Wirkstoff in den beim Sex beteiligten Schleimhäuten und Geweben ist, gelten folgende Empfehlungen zur Dauer der PrEP-Einnahme vor dem ersten Sex:
In der Anal- und Darmschleimhaut reichern sich die PrEP-Wirkstoffe sehr gut an: Zwei Tage nach Beginn der täglichen PrEP ist ein ausreichender Schutz aufgebaut.
Die Konzentration in der Penisschleimhaut ist nicht bekannt. Die Erfahrungen zeigen aber, dass hier der Schutz wohl ebenfalls zwei Tage nach Beginn der täglichen PrEP gegeben ist. Entscheidend ist dafür wohl die Konzentration in den benachbarten Lymphknoten, weil HIV sich hier vermehren würde, wenn es über die Penisschleimhäute in den Körper gelangt.
In der Vaginalschleimhaut reichern sich die PrEP-Wirkstoffe nicht so gut an und werden auch schneller wieder abgebaut. Aus diesem Grund dauert es länger, bis ein schützender Wirkstoffspiegel aufgebaut ist. Man geht davon aus, dass sieben Tage nach Beginn der täglichen PrEP ein ausreichender Schutz besteht.
Daraus leiten sich folgende Empfehlungen ab:
- Aufnehmender und einführender Analverkehr (beteiligt: Penis- sowie Anal-/Darmschleimhaut): Beginn der täglichen PrEP zwei Tage vor dem ersten Sex
- Aufnehmender Vaginalverkehr (beteiligt: Vaginal- sowie Penisschleimhaut): Beginn sieben Tage vor dem ersten Sex
- Einführender Vaginalverkehr (beteiligt: Penis- sowie Vaginalschleimhaut): Derzeit keine Empfehlung; Plausibel scheint, dass analog zum einführenden Analverkehr für die einführenden Partner_innen zwei Tage nach Beginn der täglichen PrEP ein ausreichender Schutz aufgebaut ist. Besprochen werden sollte die PrEP-Einnahme auf jeden Fall mit der Ärztin oder dem Arzt.
- Für trans* Menschen gibt es derzeit keine konkreten Empfehlungen, weil bisher zu wenig Daten vorliegen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sieben Tage vor dem Sex mit der täglichen Einnahme beginnen. Nach derzeitigen Kenntnisstand gibt es keine relevanten Wechselwirkungen der PrEP bei Hormonbehandlung. Besprochen werden sollte die PrEP-Einnahme auf jeden Fall mit der Ärztin oder dem Arzt.
Einnahmeschema der täglichen PrEP für einführenden und aufnehmenden Analverkehr (unter Beteiligung von Penis- und Darmschleimhaut)
Einnahmeschema für aufnehmenden Vaginalverkehr (unter Beteiligung von Vaginal- und Penisschleimhaut)
Anlassbezogene PrEP
Studien haben gezeigt, dass beim Analverkehr (beteiligt: Penis- und Darmschleimhaut) auch eine anlassbezogene PrEP zuverlässig schützt. Dabei nimmt man das PrEP-Medikament nur vorübergehend ein, zum Beispiel rund um eine Sexparty.
Man beginnt am besten 24 bis spätestens 2 Stunden vor dem Sex mit zwei Tabletten auf einmal, um schnell einen schützenden Wirkstoffspiegel zu erreichen. Die Einnahme nur zwei Stunden vorher gilt allerdings als sehr knapp.
Anschließend nimmt man dann eine Tablette täglich und setzt die Einnahme nach dem letzten Sex noch zwei Tage fort.
Einnahmeschema bei anlassbezogener PrEP – nur empfohlen, wenn ausschließlich Analverkehr praktiziert wird (beteiligt: Penis- und Anal-/Darmschleimhaut)
PrEP absetzen
Nach dem letzten Sex muss die PrEP noch eine Zeit lang weiterhin täglich eingenommen werden. Wie lange genau, dazu gibt es keine Daten. Häufig wird Folgendes empfohlen:
- Empfehlung, wenn ausschließlich Analverkehr (beteiligt: Penis- und Anal-/Darmschleimhaut) praktiziert wird: nach dem letzten Sex noch zwei Tage lang tägliche Einnahme
- Empfehlung für Personen, die nicht nur Analverkehr praktizieren: nach dem letzten Sex noch sieben Tage lang tägliche Einnahme.
Manche Ärzt_innen können auch andere Ausschleichphasen empfehlen.
Quelle: www.aidshilfe.de